Fressen und Gefressen werden

Diese Welt, so las ich bei Arthur Schopenhauer, ist ein „Tummelplatz gequälter und geängstigter Wesen, welche nur dadurch bestehen, dass eines das andere verzehrt, wo daher jedes reißende Tier das lebendige Grab tausend anderer und seine Selbsterhaltung eine Kette von Martertoden ist“.

Hat Schopenhauer mit seiner Diagnose über den Zustand unserer Welt Recht? Ich glaube, er hat da viel Wahres erkannt, weil er die Welt nicht  durch die „rosa-rote Brille” gesehen und dementsprechend beschönigt hat: Überall, wo ich etwas genauer in die Natur schaue, sehe ich ein mörderisches Prinzip am Werk, nämlich Fressen und Gefressen werden.

Auf Fressen und Gefressen werden stoße ich nicht nur in der Natur, sondern auch in der Argumentation mancher Fleischesser. Sie berufen sich auf dieses vermeintliche Naturprinzip, um sich zu rechtfertigen. Sie haben das auch nötig, denn ohne Fleischkonsum gäbe es zum Beispiel keine Massentierhaltung und die damit verbundene furchtbare Tierquälerei.

Wer sich darauf beruft, dass auch unter Tieren das Prinzip von Fressen und Gefressen werden herrsche, vergleicht sich mit Raubtieren. Dieser Vergleich trifft insofern zu, als der Mensch selbst, auch wenn er sich teilweise durch Pflanzen ernährt, ein Raubtier ist. Andererseits gibt es einen wesentlichen Unterschied:  Die nichtmenschlichen Raubtiere müssen zu ihrem Überleben töten, der moderne Mensch hingegen tötet zu seinem Genuss!

Der Mensch versteht sich selbst, worin er vom Christentum noch bestärkt wird, als  „Krone der Schöpfung”. Doch was ist er in Wirklichkeit?

Biologisch gesehen, ist der Mensch ein Ergebnis der Evolution. Diese führte zu einer biologischen Art, nämlich dem Menschen, der andere Wesen nur zum Genuss oder sogar, wie bei der Jagd, aus Lust tötet. Für mich ist das ein Beispiel dafür, dass Evolution auch moralischen Abstieg, also Rückschritt bedeuten kann.

Für den bereits erwähnten Lebensphilosophen Arthur Schopenhauer gab es aber nicht nur das Fressen und Gefressen werden, sondern auch das Gegenteil: das Mitleid. Dieses Mitgefühl ist laut Schopenhauer die natürliche Basis aller Ethik und somit auch von Tierethik. Die Tatsache, dass immer mehr Menschen aus ethischen Gründen zur vegetarischen oder, noch überzeugender, sogar zur veganen Lebensweise übergehen, ist, wie ich finde, ein Beweis, dass Fressen und  Gefressen werden wohl doch nicht das allein herrschende Naturprinzip ist.
hb

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