Tierpsychologie und Tierrechte

Keine Wissenschaft liefert für Tierrechte derart überzeugende Argumente wie die Tierpsychologie. Obwohl noch eine junge Wissenschaft, hat die Tierpsychologie  durch ihre naturwissenschaftlich fundierten Erkenntnisse das durch Kirche und herkömmliche Wissenschaft  vermittelte Bild von den Tieren als seelenlose Wesen  bzw. lebende Automaten grundsätzlich in Frage gestellt.

Tierpsychologie , so erklärt das “Philosophische Wörterbuch” (21. Aufl., Stuttgart 1982, S. 697 f.), sei “die Wissenschaft vom Seelenleben der Tiere; sie ist nur möglich durch eine psychologische, nach Analogien zum menschlichen Seelenleben und dessen Ausdrucksformen forschende Deutung des Verhaltens der Tiere”.

In diesem Zusammenhang wird dort darauf hingewiesen, dass sich schon durch Montaigne, den französischen Materialismus, die deutsche  Aufklärung, durch Brehm, Häckel ein neues, grundlegend anderes Verständnis für Tiere herausbildete. Man fand “keinen oder höchstens einen gradweisen Unterschied zwischen Menschen- und Tierseele, oft sogar zugunsten dieser”.

So setzte sich immer mehr die Erkenntnis durch: “ Das Tier ist kein Automat, es handelt bewußt …  Ähnlichkeit zwischen menschlichem und tierischem Seelenleben besteht in der Sphäre der Triebe und Gefühle. Höhere Tiere scheinen das emotionale Verhalten des Menschen insbesondere, wenn durch die Sprache ausgedrückt und liebvoll auf sie gerichtet, irgendwie zu ` verstehen ` „.

Diese Erkenntnisse aus der Tierpsychologie,  die übrigens bereits Arthur Schopenhauer in seinen Schriften klar und philosophisch sehr tief begründet zum Ausdruck brachte, sind keineswegs nur von theoretischer Bedeutung. Die Forderung nach Tierrechten ist daraus die praktische und notwendige Konsequenz.

Gerechtigkeit war schon für den altgriechischen Philosophen Platon die Summe aller Tugenden. Das Gebot der Gerechtigkeit erfordert: Wesen, die ähnlich sind, sollten auch ähnliche Rechte haben. Die Wirklichkeit ist aber völlig anders: Obwohl die Ähnlichkeit zwischen Mensch und Tier inzwischen weitgehend anerkannt wird, haben die Menschen gegenüber dem Tier grundsätzlich alle Rechte, wogegen den Tieren sogar das elementarste Recht, nämlich das auf Leben und Gesundheit, verweigert wird. Daran hat sich bisher trotz aller Erkenntnisse der Tierspsychologie grundsätzlich nichts geändert. Die Tierpsychologie kann beim Kampf um Tierrechte argumentativ helfen, aber ihn selbst nicht ersetzen. So muss dieser Kampf, der ein Kampf für eine gerechtere Welt ist, weitergehen!  
hb

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Affenversuche – ein Verbrechen !

Menschenversuche, sofern sie nicht auf  völliger Freiwilligkeit beruhen, sind zu Recht weithin geächtet. Ganz im Gegensatz dazu sind Affenversuche auch in Deutschland immer noch nicht völlig abgeschafft. So teilt die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche auf ihrer > Website (Stand 07.03.12) mit:

„Entgegen dem vor der Landtagswahl im März 2011 gesetzten Ziel der grünen Regierungspartei ist nun doch kein Ende der qualvollen Affenhirnforschung in Baden-Württemberg in Sicht. An drei Instituten in Tübingen werden Rhesusaffen in der Hirnforschung gequält. Sie werden durch Durst gezwungen, jeden Tag stundenlang mit angeschraubtem Kopf Aufgaben am Bildschirm zu erfüllen. Über ein Bohrloch im Schädel werden Elektroden in das Gehirn eingeführt. Die Qual der Tiere kann Jahre dauern. Der Nutzen für kranke Menschen ist gleich Null

Worin, so frage ich mich in diesem Zusammenhang, besteht eigentlich der Unterschied zwischen Menschen und seinen nächsten Verwandten, den Affen?  Dazu las ich in der Vorschau zur Arte-Sendung (09.03.12) „Tierisch intelligent – Der Affe“:

„Heute weiß man, dass der genetische Abstand zwischen Mensch und Schimpanse weitaus geringer ist als angenommen … Wissenschaftliche Beobachtungen von Menschenaffen in den vergangenen 30 Jahren haben mittlerweile eindeutig gezeigt, dass Affen über hohe Intelligenz und beeindruckende Fähigkeiten verfügen … Auch wenn diese Überzeugung lange vorgeherrscht hat: Nicht nur der Mensch ist zu intelligenten, kulturellen und technologischen Leistungen fähig. Heute steht außer Zweifel, dass sich Affe und Mensch sehr nahe sind.“

Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse sind für mich nicht neu, denn ich kenne – abgesehen von Äußerlichkeiten – überhaupt kein wesentliches, Merkmal, das ausnahmslos jeder Mensch, aber niemals ein Affe hat:  Die Sprache kann es nicht sein, denn es gibt auch stumme, sprachlose Menschen. Auch die Intelligenz und die Fähigkeit zum logischen Denken können es nicht sein, weil es leider auch Menschen gibt, die in dieser Hinsicht hochentwickelten Tieren unterlegen sind, was selbstverständlich nicht dazu führen darf, ihnen deshalb die Menschenrechte abzuerkennen. 

Übrigens, wenn Wissenschaftler behaupten, sie müssten Affen, Schweine und andere hochentwickelte Tiere für ihre Versuche nehmen, weil diese dem Menschen physiologisch derart gleichen würden, dass die Versuchsergebnisse auf Menschen übertragbar seien, dann ist das eher ein Argument gegen Tierversuche. Gerade die oben vorausgesetzte Gleichheit mit den Menschen müsste logischerweise solche Versuche, die mit Menschen nicht zulässig sind, auch mit Tieren verbieten. 

Also: Womit kann der Unterschied zwischen Mensch und Affe und damit die Tatsache begründet werden, dass gemäß unserer Rechtsordnung dem Menschen alle Rechte zustehen, der Affe aber völlig rechtlos ist und dementsprechend zu qualvollen Tierversuchen gebraucht wird?

Sehr aufschlussreich finde ich die Antwort die der Berliner Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz, promovierter Biologe und Leiter der Berliner katholischen Komturei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, in einem Gespräch mit der FAZ
(> online / Stand: 07.03.12) gegeben hatte. Zur Frage „Mögen Sie lieber Tiere oder Menschen?“ äußerte er:
„ Die Liebe zum Menschen ist eine andere als die Liebe zum Tier. Soll ich philosophisch werden? Wir wissen aus der Heiligen Schrift, dass es einen Unterschied zwischen Menschen und Tieren gibt. Als gläubiger Mensch würde ich sagen, der ist gottgewollt.“

Hiernach ist der Unterschied zwischen Mensch und Affe letztlich nicht auf Wissen, sondern auf Glauben gegründet. Auch das ist ein weiteres Beispiel dafür, welche verhängnisvolle Bedeutung Religion für die Tiere haben kann. Da mir dieser Bibelglaube des Zoodirektors fehlt, vermag ich auch nicht diesen angeblichen Unterschied zwischen Mensch und Affe zu erkennen.

Obige Feststellungen sind keineswegs nur theoretisch, sondern aus ihnen ergibt sich als praktische Konsequenz, was  die „Vereinigung der Ärzte gegen Tierversuche“ auf ihrer Website fordert: „Stoppt die Affenqual !“ Mehr noch, so muss ich ergänzen: Stoppt alle Tierversuche, und zwar so schnell und so allumfassend wie möglich !
hb

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