Schopenhauer und Bentham über Tier und Mensch

Arthur Schopenhauer , 1851:

Erst, wenn jene einfache und über allen Zweifel erhabene Wahrheit, daß die Thiere in der Hauptsache und im Wesentlichen ganz das Selbe sind, was wir, in´s Volk gedrungen seyn wird, werden die Thiere nicht mehr als rechtlose Wesen dastehn und demnach der bösen Laune und Grausamkeit jedes rohen Buben preisgegeben seyn.

(Zit. aus: Arthur Schopenhauer´s sämmliche Werke. Hg. v. Julius Frauenstädt, 2. Aufl., Parerga und Paralipomena II, Leipzig: Brockhaus 1919, S. 403.)

Jeremy Bentham , 1780:

Der Tag mag kommen, an dem der Rest der belebten Schöpfung jene Rechte verlangen wird, die ihm nur von der Hand der Tyrannei vorenthalten werden konnten. Die Franzosen haben bereits entdeckt, dass die schwarze Hautfarbe kein Grund ist, ein menschliches Wesen hilflos der Laune eines Peinigers auszuliefern. Vielleicht wird eines Tages erkannt werden, dass die Anzahl der Beine, die Behaarung der Haut oder das Ende des Kreuzbeins ebenso wenig Gründe dafür sind, ein empfindendes Wesen diesem Schicksal zu überlassen. Was anderes sollte die unüberschreitbare Linie ausmachen? Ist es die Fähigkeit des Verstandes oder vielleicht die Fähigkeit der Argumentation? Ein voll ausgewachsenes Pferd oder ein Hund ist aber ungleich verständiger und mitteilsamer als ein einen Tag oder eine Woche oder sogar einen Monat alter Säugling. Doch selbst wenn es anders wäre, was würde es ausmachen? Die Frage ist nicht: Können sie verständig denken? Oder: Können sie sprechen?, sondern: Können sie leiden?

(Zit. aus: Peter Dinzelbacher (Hg.), Mensch und Tier in der Geschichte Europas,
Stuttgart: Kröner 2000, S. 403.)
HB

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